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In meinem letzten Beitrag haben wir darüber gesprochen, was man alles bei einem Gehaltsverhandlungsgespräch falsch machen kann.
In diesem Beitrag fokussieren wir uns nur darauf, wie du so ein Gespräch richtig führst, damit du die Gehaltserhöhung auch bekommst.
Bitte so ein Thema nie zwischen Tür und Angel ansprechen! Lege einen Termin mit dem Entscheidungsträger (Vorgesetzter oder Personaler) im Voraus fest!
Bitte nicht für Ausreden zur Prokrastination nutzen! Es lohnt sich, das Gespräch anzusetzen, bevor das Management das jährliche Budget festlegt (üblicherweise zwischen Okt-Dez) statt im Januar-Februar. Das jährliche Entwicklungsgespräch, oder die Zeit nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt können auch gute Zeitpunkte sein. Nach dem Urlaub ist es aber nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt.
Recherchiere, was eine angemessene Gehaltsvorstellung ist. Wenn du eine zu niedrige Summe nennst, ärgerst du dich im Nachhinein, dass du mehr rausholen hättest können. Du willst aber auch keine zu hohe Summe nennen, weil du Angst hast, zu aggressiv, oder zu arrogant angesehen zu werden.
Du kannst von den Kollegen, vom Betriebsrat, oder von der HR-Abteilung Rat einholen. Außerdem gibt es externe Quellen, wie zum Beispiel Bekannte bei anderen Firmen in ähnlicher Position, oder Infoportale, wie Monster.de, StepStone, bzw. Gehalt.de und gehaltsvergleich.com, aber bitte solche Daten immer mit Vorsicht genießen. Das Gehaltsniveau variiert je nach Region, Umgebung, Firmengröße, Firmenalter, Branche, Akademischer Grad, Berufserfahrung, aber auch nach Chef-Persönlichkeit und nach der aktuellen wirtschaftlichen Situation.
Diesen Tipp empfehle ich erst auszunutzen, wenn du tatsächlich auch überlegst, deinen Job zu wechseln! Die Loyalität ist bei vielen Firmen wichtig und ein Mitarbeiter, eine Mitarbeiterin wird noch weniger für eine Gehaltserhöhung in Betracht gezogen, wenn er / sie mit Kündigung droht. Allerdings ist es nicht verkehrt, sich am Arbeitsmarkt umzusehen, auch, um mehr Selbstwertgefühl zu bekommen und dadurch selbstbewusster in so ein Gespräch reinzugehen.
Kenne deinen (Mehr-)Wert, den du dem Unternehmen lieferst. Deine Entwicklung, die absolvierten Projekte, Umsatz, Lob von Kunden und Kollegen (gerne auch schriftlich), Empfehlungen, die du gebracht hast und die dem Unternehmen Geld gespart haben, oder andere Vorteile eingebracht haben. Auch Aktivität bei internen Projekten, wie zum Beispiel Mitarbeiter-Recruiting. Bitte nicht schüchtern sein! Wenn du deine Erfolge nicht aussprechen kannst, bleiben sie unbekannt! Es ist kein falsches Eigenlob, es sind Fakten! Rede deine Erfolge auch nicht klein!
Nach all deinen Recherchen kannst du deinen Wert für dich definieren. Überlege gerne ein Minimum, das du unbedingt bekommen möchtest und definiere auch eine nette Summe, die du einen Hauch über der realistischen Obergrenze einschätzen würdest. Bitte dann alles in Brutto umrechnen. Für die Firma ist die Bruttosumme relevant, was sie zahlen müssen.
Ein Beispiel: Du verdienst aktuell netto 1.700 € und du möchtest Minimum 100 € mehr, also 1.800 € monatlich nach der Erhöhung verdienen. 1.700 € netto bedeutet in Bayern, im Jahr 2022, in der Stkl. 1 ohne Kinder, mit Kirchensteuer ca. 2.500 € brutto. 1.800 € ist brutto ca. 2.700 € monatlich. Es bedeutet monatlich brutto +200 € jährlich +2.400€ Erhöhung für die Firma. * Alle Berechnungen sind nur beispielhaft und die Steuersätze können auch innerhalb der Steuerklasse variieren. Quelle der Beispielrechnung: Brutto-Netto-Rechner
Auch nicht 100% empfehlenswert, ist aber als Richtgröße ok.
Es klingt nach gar nicht so viel, oder? Das kann ruhig deine Minimum-Summe sein.
Für das Maximum hilft es dir am besten, die Gehälter am Markt und das Gehalt der nächsten Ebene (Junior-Senior; Senior-Teamlead; Teamlead-Abteilungsleiter) anzuschauen. Zum Beispiel findest du auf StepStone die Information, dass man in deiner Position durchschnittlich brutto 3.300 € verdient, also brutto 800 € mehr im Monat als das, was du jetzt verdienst. Du weißt aber, dass bei deiner Firma dein Kollege auf der nächsten Ebene nur brutto 3.000 € verdient. Du kannst also davon ausgehen, dass dein Vorgesetzte dir das Gehalt der nächsten Ebene ohne Beförderung nicht geben wird, somit kannst du also 3.000 € erzielen. Das bedeutet netto etwas mehr als 270 € monatlich für dich. Es wäre nett, aber 250€ ist auch ok.
Unter „Kenne deinen Wert“ hast du bereits gute Gründe gesammelt, warum du eine Gehaltserhöhung verdient hast. Die solltest du jetzt, wenn du die Summe erwähnst, auch anbringen. Stell dich darauf ein, bei manchen Argumenten von deinem Vorgesetzten „gechallenged“ zu werden. Es ist völlig ok, er kann auch nicht alles wissen, hol ihn gerne ab, wie du dich seit eurem letzten Gespräch, oder seit seiner letzten Information entwickelt hast. Ich musste einmal meine letzte Präsentation im Gespräch spontan zeigen, weil die letzte Info vom Abteilungsleiter war, dass ich noch keine schönen Folien bauen kann. Ich konnte ihn überzeugen, dass sein Kenntnisstand veraltet war.
Wenn es „gute“ Gründe gibt, kannst du davon ausgehen, dass es auch „schlechte“ Gründe gibt. Zu diesen gehören alle, sich nicht auf deine gute Leistung bezogenen Gründe.
Schlechter Grund 1: Länge der Betriebszugehörigkeit
Schlechter Grund 2: Vergleich mit Kollegen
Schlechter Grund 3: Du brauchst Geld wegen erhöhten Lifestylekosten
Um deinen Gehaltswunsch proaktiv anzusprechen, kannst du gerne erwähnen, dass du so und so viel bisher verdient hast, und es anhand deiner faktenbasierten Recherche x€ Erhöhung (brutto, am besten auf Jahresbasis) auf dieser Basis rechtfertigt. Gerne auch mit Zahlen belegen, wie Umsatz / Kunden / erfolgreich geleiteten Projekten, die du seit der letzten Beförderung / Erhöhung geleistet hast. Es macht vielleicht nach dieser Logik auch Sinn von einer „Gehaltsanpassung“ statt von einer „-Erhöhung“ zu sprechen.
Es ist eine Verhandlung! Jemand sagt eine Summe, der andere nennt ein Gegenangebot und Gründe dafür, dann werden weitere Fakten aufgelistet, um das höhere Gegenangebot zu rechtfertigen und so geht es weiter, bis die zwei Handlungspartner sich einigen. Gehe bitte von Anfang an mit dieser Einstellung ins Gespräch rein! Dein erstes Angebot wird abgelehnt, deswegen solltest du es von Anfang an höher setzen. Aber wenn du sofort dein Minimum nennst, dann hast du bereits verloren.
Erst nachdem du alles versucht hast, aber deinen Wunsch auf eine Gehaltserhöhung trotzdem abgelehnt wird, kannst du Alternativen anbieten, die du ebenfalls als Anerkennung deiner Leistung akzeptieren könntest. Deren Form variiert sich von Firma zu Firma. Z.B.: einmalige Bonuszahlung, Anteil am Unternehmen in Form von Aktien, Firmenwagen, mehr Urlaubstage, Arbeitszeitreduzierung (bei unverändertem Gehalt), usw.
Am Ende des Gesprächs gibt es zwei mögliche Resultate:
Was du aber nach beiden Szenarien unbedingt machen musst: Alles, was im Gehaltsverhandlungsgespräch vereinbart wurde, schriftlich in einer E-Mail zusammenfassen und an deinen Vorgesetzten schicken. Am besten direkt in einer Termineinladung für das nächste Gespräch, mit Erinnerung eine Woche davor, damit ihr es ggf. umorganisieren könnt, wenn etwas dazwischenkommt. So hast du auch die Zeit, dich darauf gut vorbereiten zu können.
Diese waren meine 12 wichtigsten Tipps für deine nächste Gehaltsverhandlung. Brauchst du Unterstützung bei der Vorbereitung? Schreibe mir eine E-Mail!
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem nächsten Gehaltsgespräch!
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